Die Willersalpe ist in erster Linie eine Alpe und keine Hütte. Sie gehört auch keiner DAV-Sektion, sondern den drei Bertele-Brüdern: Stefan, Christian und Markus. Auf der Willersalpe gibt’s auch nicht den Komfort einer Alpenvereinshütte: Die Holztreppe hinauf in den Gastraum im ersten Stock ist so schief getreten, dass man darauf fast mehr Trittsicherheit braucht als für den Hüttenzustieg. Die dunklen Bohlen knarzen bei jedem Schritt, die niedrigen Decken und kleinen Fenster sorgen für wenig Licht im Haus, aber auch für angenehme Kühle an heißen Sommertagen. Es gibt weder heiße Dusche noch warmes Wasser zum Waschen und die Speisekarte ist auch kleiner als auf anderen Hütten. Der Käse und die anderen Brotzeiten, die angeboten werden, schmecken aber so gut, dass man überhaupt nichts vermisst.
Dafür bietet die Willersalpe eine Gegenwelt zum Alltag daheim und einen authentischen Einblick ins Leben auf einer Alpe. Für Kinder ist eine Übernachtung auf dieser noch relativ leicht erreichbaren Alpe mit ihren weiten, sonnenverwöhnten Wiesen, den schönen Milchkühen und dem Galtvieh aus ganz verschiedenen Rassen sowie den drei stolzen Haflingern und den Schweinen jedenfalls immer ein ganz einprägsames Abenteuer.
Stelle eine FrageDie Hütte | ![]() Vielleicht würden viele die Bertele-Brüder wegen ihrem Rauschebart und dem naturnahen Lebensstil als Aussteiger bezeichnen. |
Der Jubiläumsweg | ![]() Am Marterl des Parkplatzes in Hinterstein beginnt der ausgeschilderte Wanderweg. |
Eckdaten zur Tour über den Jubiläumsweg zur Willersalpe | |
Hütten | Willersalpe 1459 m, Erbauer: Urkundlich erwähnt schon vor 1500; seit 1999 in Privatbesitz der Bertele-Brüder, Bewirtschaftet: 1. Mai bis 31. Oktober Kapazität: 30 Lager Kontakt: Tel. 0171/9939847, www.willersalpe.de (im Aufbau) |
Ausgangs-/ Endpunkt | Hinterstein, Ortsteil der Gemeinde Hindelang |
Anfahrt | Von Lindau über Immenstadt oder über Kempten nach Sonthofen und weiter nach Hindelang. Oder übers Oberjoch direkt nach Hindelang und weiter nach Hinterstein. Ein großer Parkplatz befindet sich oberhalb der Gaststätte Grüner Baum, wo für Bahnreisende der Bus ab Hindelang oder Sonthofen hält. Gute Bahnverbindung von und nach Oberstdorf und Kempten. |
Gehzeiten | Aufstieg ca. 11/2 Std |
Anforderungen | Leicht; teils schmaler, steiniger Pfad. |
Karte | Bayerisches Landesvermessungsamt München UK L8, Allgäuer Alpen, 1:50 000 |
Buchtipp | ![]() 35 detailliert beschriebene Wanderungen zu Hütten in den Allgäuer und Lechtaler Alpen mit mehreren Wegvarianten unterschiedlicher Schwierigkeit in einem Hüttentouren-Buch. |
Vielleicht würden viele die Bertele Brüder wegen ihrem Rauschebart, ihren Lederhosen und dem naturnahen Lebensstil als Aussteiger bezeichnen. Einsteiger passt aber wesentlich besser zu ihnen, denn seit ihrem Kauf der rund 300 Hektar großen Alpe im Jahre 1999 haben sie aus der Willersalpe etwas ganz Besonderes gemacht – ohne dabei abzurutschen ins Heidi-Alpidyll-Klischee. Christian hängte fürs naturnahe Leben auf der Alpe seinen Beruf als Fernmeldetechniker an den Nagel und ist jetzt der Wirt. Stefan, ein ausgebildeter Landwirt, fuhr früher Lkw und sichert jetzt mit seinen drei Haflingern den Warentransport. Und Markus, der Jüngste, ist Schreiner sowie Senn und Alphirte mit der meisten Erfahrung von allen, denn vor dem Kauf der Alpe arbeitete er schon vier Sommer lang beim Vorgänger auf der Willersalpe, ferner einen Sommer lang auf der Laufbichelalpe und eine Saison in der Schweiz.
Knapp drei Stunden braucht Stefan mit dem Pferd, um auf dem schmalen, steinigen Pfad Lebensmittel und andere Gegenstände heraufzutransportieren. Immerhin gibt es Strom, der durch Solarpaneele produziert wird. Der reicht aber gerade mal fürs Licht, das Radio und den Käsekessel-Rührer. Bei Betrieb der Melkmaschine muss das mit Diesel betriebene Notstrom-Aggregat angeworfen werden. Die etwa 25 Milchkühe und 70 bis 80 Stück Jungvieh, die hier oben sömmern, dürften auf jeden Fall zu den »glücklichen« ihrer Art zählen, denn nur die Milchkühe müssen zweimal am Tag kurz zum Melken in den Stall, sonst können die Tiere da oben Tag und Nacht gemächlich grasend über die saftigen Wiesen wandern. Die Milch wird gleich vor Ort zu Butter und Käse weiterverarbeitet und an die Gäste verkauft. Im Käsekeller lagern etwa 50 Laibe bei rund zwölf Grad. Es ist wirklich kein Wunder, dass der Bergkäse von der Willersalpe so köstlich schmeckt.
Am Marterl des Parkplatzes in Hinterstein beginnt der ausgeschilderte Wanderweg. Er führt schräg links hoch in den Wald und biegt an der Hinweistafel auf die Willersalpe links ab, überquert eine Brücke und steigt als schmaler, rauer Pfad in Kehren hinauf zur Alpe.
Die leichte Tour zum Gaiseck ist mit ihren 800 Höhenmetern im Auf- und Abstieg als Tagestour ab der Alpe auch für konditionsstarke, trittsichere Kinder geeignet. Die Mitnahme einer Seilsicherung für die Kids ist dabei sinnvoll für ausgesetzte Stellen. Hinter der Alpe schräg nach links und durch die lärchenbewachsene Flanke zu einer kleinen Hochfläche. Dort schräg nach rechts queren, zuletzt in steilen Serpentinen hinauf in die Vordere Schafwanne (2088 m), dem Passübergang zwischen Gaiseck und Rauhhorn. Hier stößt auch der das Rauhhorn ostseitig umgehende Jubiläumsweg wieder auf den Kamm. Von der Vorderen Schafwanne folgt man dem Pfad nach links und folgt ihm in Kehren hinauf zum Gipfel des Gaisecks. Trittsichere und schwindelfreie Bergfans können das Gaishorn noch mitnehmen, das hin und wieder etwas Zupacken (I) verlangt. Abstieg wie Aufstieg.
Der Aufstieg über den an den heiklen Stellen abgesicherten Nordgrat auf diesen Prachtgipfel ist anspruchsvoll und nur für trittsichere, schwindelfreie Bergfans geeignet. Die Überschreitung des Rauhhorns ist noch schöner, allerdings führt der Abstieg durch steiles, brüchiges Gelände und ist nicht abgesichert. Bei Nässe und Nebel ist die Überschreitung gefährlich; für Kinder und Ungeübte sind am Rauhhorn auch bei schönem Wetter Gurt und Sicherung erforderlich.
Vom Passübergang folgt man dem schmalen Pfad nach rechts zum schrofigen Vorbau, der im unteren Teil westseitig umgangen wird. Durch leichtes, brüchiges Gelände geht’s hinauf zum steilen Gipfelaufbau. Die heiklen Stellen sind abgesichert durch Stifte, Krampen, eine Kette und oben auch ein Drahtseil. Kräftig zupacken muss man nur an der Schlüsselstelle, einem steilen, abdrängenden Felsaufschwung, an dem man sich an einer Kette hochhangelt. Abstieg wie Aufstieg. Die Überschreitung wird oft unterschätzt, wobei ein Aufstieg über den Südgrat und der Abstieg über den Nordgrat für die meisten die bessere Wahl sein dürfte, da man dann die ungesicherten Kletterstellen am Südgrat im Aufstieg bewältigt.
Für diese Route steigt man ab dem Passübergang auf dem Jubiläumsweg ab und umgeht den Berg. Aufstieg dann von der Hinteren Schafwanne zunächst Steigspuren folgend über den schrofigen Vorbau hinauf zum Einstieg in den Fels. Gleich am ersten Felswändchen (II) sieht man, ob man der Tour gewachsen ist oder besser umdrehen sollte. In leichtem Fels, meist I, teils II mit vielen Gehabschnitten, folgt man den Steigspuren und Markierungen über drei Zacken, bis man aus der letzten Scharte den Gipfel erklimmen kann. Abstieg über den abgesicherten Nordgrat.
Diese schöne, abwechslungsreiche Tour mit rund 800 Höhenmeter Aufstieg und 1300 Höhenmeter Abstieg folgt bis zum Schrecksee einem Abschnitt des wunderschönen Jubiläumswegs vom oder zum Prinz-Luitpold- Haus. Einige wenige drahtseilversicherte, teils auch ausgesetzte Passagen müssen bewältigt werden (I). Aufstieg in die Vordere Schafwanne und Umgehung des Rauhhorns auf dem Jubiläumsweg oder Überschreitung. Am Kamm dem Jubiläumsweg folgend weiter zum je nach Lichteinfall smaragdfarben oder schwarzblau schillernden Schrecksee inmitten unzähliger Bergblumen, je nach Jahreszeit.
Der steile Abstieg ins Tal beginnt am nördlichen Seeufer und führt zunächst durch Wiesen, dann über eine latschenbewachsene Felsbarriere, die teils mit Drahtseil abgesichert ist, hinab zur Materialseilbahn und zur verfallenen Taufersalpe. Dann kommt man an einer Jagdhütte und einem kleinen Staubecken vorbei und folgt dem Weg, bis er am Elektrizitätswerk in die Hintersteiner Talstraße mündet. Rückfahrt mit dem Bus nach Hinterstein ab der Haltestelle am Konstanzer Jagdhaus, wo man sich eine Einkehr verdient hat.