Zugegeben: Es ist ein weiter Weg zum Stripsenjochhaus, geht man die Route von Kufstein durchs Kaisertal, vorbei am legendären Hinterbärenbad, unter den Wänden von Kleiner Halt und Totenkirchl hindurch und hinauf bis zur unvergleichlich gelegenen Hütte im Herzen des Kaisergebirges. Aber es ist der klassische und zugleich der schönste Weg, eine besinnliche Bummelei bis tief in die Region der lotrechten Mauern und Türme, bis tief ins Wesen dieses Felsengebirges.
Stelle eine FrageTag 1 | ![]() Von Sparchen bei Kufstein geht es zunächst recht gemütlich taleinwärts. Erst ab Hinterbärenbad werden dann rasch die Höhenmeter gesammelt. |
Tag 2 | ![]() Nachdem wir auf der Terrasse des Stripsenjochhauses das einzigartige Bergpanorama genossen haben, machen wir uns auf den Rückweg ins Tal. |
In Sparchen bei Kufstein nimmt der Weg seinen Anfang, ein Parkplatz am Waldrand ist Ausgangspunkt. In wenigen Serpentinen gewinnt der Weg jene Höhe, die er dann für lange hält bzw. die vorerst nur ganz allmählich zunimmt. Sobald man aus dem Wald heraus ist, wird der Weg breit und flach und zieht sich fast direkt talein. Der Abzweig zur Vorderkaiserfeldenhütte bleibt linker Hand liegen; bald erreicht man den Pfandlhof, eine Wirtschaft, die bereits 1891 eröffnet worden ist. Die Einkehr sparen wir uns aber für den Rückweg auf, denn eine weite Strecke liegt vor uns, und der junge Tag lockt mit »kaiserlichen« Eindrücken.
Immer hoch über dem Kaiserbach, später ziemlich dicht neben ihm, leitet der Forstweg talein. Nach etwa zweieinhalb Stunden erreicht man Hinterbärenbad und das erst 851 Meter hoch gelegene Anton-Karg-Haus. Hier, mit dem Blick auf die 800-Meter-Wand der Kleinen Halt, bietet sich eine längere Rast an, auch, weil es dann steiler und anstrengender wird. Von nun an ist der Weg ein Steig. Er führt am Hans-Berger- Haus vorbei, gewährt Einblicke in die berühmte Totenkirchlwestwand, windet sich in Serpentinen empor, und wir erreichen auf ihm nach weiteren zwei Stunden Gehzeit das schon weithin sichtbare Stripsenjochhaus (1577 m).
Die »Strips« ist das wohl legendärste Unterkunftshaus im Wilden Kaiser – und weit über dieses Gebirge hinaus bekannt. Ein Treffpunkt der »Extremen« von jeher, aber auch ein Ausflugsziel par excellence für die Wanderer. Hat man doch von der Terrasse des Hauses einen einzigartigen Blick auf Predigtstuhl, Fleischbank und Totenkirchl. Ein Abend auf dieser Hütte kann ein Erlebnis sein; meistens ist sie jedoch bis auf das letzte Lager belegt. Und wem etwas mehr Ruhe zur Nacht wichtiger ist als die Sonnenuntergangsstimmung im Hochgebirge, der sollte wieder nach Hinterbärenbad zum Anton-Karg-Haus hinabsteigen.
Hier, in dem um 1900 im Jagdhausstil erbauten Anwesen, herrscht weit weniger Karabinergeklimper, hier kann man sich leicht in die Zeit um die Jahrhundertwende zurückversetzt fühlen. Fritz Schmitt, einer der besten Kenner des Kaisergebirges, pries Hinterbärenbad als »einen der landschaftlich schönsten Plätze der Nördlichen Kalkalpen«. Wer früh am Morgen an dieser Stelle vorbeigeht, den Sin auf wahrhaft »Höheres« gerichtet, dem mag das vielleicht entgehen. Wer aber einen frühen Abend hier verbringt, also die Stunden genießen will, in denen die Wanderer schon vorbei sind und Stille eingekehrt ist, dem wird dieses Hinterbärenbad unvergesslich sein.